Interview mit Jens Pfeifer

Du bist in Hagen aufgewachsen: Was sind deine eigenen Erinnerungen an Basketball in Hagen?

Mit 9 Jahren stand Basketball bei mir auf dem Programm. Das war so in Hagen, alle Freunde haben gespielt, auch meine Schwester. Ich ging dreimal die Woche zum Training, später auch jeden Tag, dann noch Kraft- und Konditionstraining. Und noch Schulmannschaft. Mit der ersten C-Jugend von Brandt Hagen wurde ich dann Deutscher Vizemeister, und später mit der A-Jugend noch mal. Ich liebte Dreipunktewürfe und Verteidigung, und insgeheim wollte ich Profi werden. Dann kamen zwei Bänderrisse, eine Knieverletzung, die Gründung einer Band, die Verlockung der Partys und der Wunsch nach Hamburg zu ziehen dazwischen. Meine Basketballkarriere endete dann in der Regionalliga beim AMTV Rahlstedt in Hamburg.

Phoenix Hagen hatte mit dem Hallenproblem und dem Wiedereinzug in die erste Liga ziemlich viel zu tun. Wollten die überhaupt dabei auch noch gefilmt werden?

Die hatten soviel zu tun, dass sie gar keine Zeit hatten, uns rauszuwerfen. Außerdem waren wir sehr nett, haben ab und zu mit angepackt. Der Prozess auch beim Training, in der Kabine und bei den Spielen dabei zu sein, kam nach und nach in Fahrt. Ich glaube, dass Ingo Freyer irgendwann gemerkt hat, dass ich es mit dem Film genauso ernst meine, wie er auch seine Arbeit als Trainer. Dann entstanden schöne Parallelitäten, Phoenix musste den Klassenerhalt schaffen, und wir mussten meinen ersten Langfilm schaffen. 

Hagen hat häufig verloren und ist trotzdem knapp dem Abstieg entgangen. Für dich als Filmemacher die ideale Dramatik?

Ein besseres Drehbuch könnte man nicht schreiben. Aber der Saisonverlauf war natürlich Zufall. Klar war zu Beginn nur, dass es schwer wird und dass Phoenix in dieser improvisierten Halle spielt. Aber das sind schon zwei gute Ausgangssituationen für einen Film. Ich hatte eigentlich nur ein klares Ziel: Immer nah im Drama dabei sein. Dazu mussten wir aufpassen, dass sich unsere gedrehten Beobachtungen auch zu einer Geschichte montieren lassen, die die Zuschauer verstehen. Hierbei ist extrem wichtig, dass die Protagonisten des Films auch in Krisen ihr eigenes Drama formulieren oder darüber untereinander sprechen, dass Probleme in filmischen Bildern und im gesprochenen Wort auftauchen.

In der Kabine lagen nach Niederlagen häufig die Nerven blank und auch mit manchen Spielern gab es Probleme.

Wie geht man mit diesem Material um und wie gingen die Spieler mit der Anwesenheit des Filmteams um?

Die großen Probleme im Team kamen erst in der zweiten Saisonhälfte. Bis dahin hatten wir so viel Vertrauen aufgebaut, dass das Team uns eher als ein Teil des Projekts Klassenerhalt denn als Störenfriede betrachtete. Wenn wir nicht dabei waren, wurden wir nachher oft gefragt, wo wir denn gewesen seien. Und irgendwie saßen wir dann alle im gleichen Boot. So wird das Dokumentarfilm-Drehen dann irgendwann zum Alltag und jeder – Spieler und auch Filmteam – machen ihre Arbeit.

Erzähl mir was über deinen ästhetischen Ansatz für diesen Sportfilm:

Ich kenne diese Stimmungen nach Niederlagen aus eigener Erfahrung. Das hat mich eben auch interessiert, junge Männer und das Verlieren. Ich mag es, wenn man in Filmen eine Essenz hat, die hinter der reinen Handlung steht – Männer, die verlieren. In den Momenten der Niederlage will man nicht reden, und schon gar nicht Interviews geben. Das sieht man ja jedes Wochenende in der Sportschau, wenn die Fußballer nach Niederlagen dies und das gefragt werden und eigentlich immer nur das Gleiche sagen. Ich wollte, dass der Film in diesen Momenten direkt und nah beobachtet, damit die Zuschauer spüren und erleben, wie es ist nach Niederlagen, wie es sich anfühlt. Die Konsequenz für den Film war deshalb, keine Fragen stellen, keine Interviews führen, sondern durch Beobachtung dem Zuschauer ein bloßes Dabeisein ermöglichen. Diese Art von direct cinema fasziniert mich. Ein Interview oder ein Kommentartext brechen in Dokumentarfilmen oft den Kinomoment auf, als Zuschauer merkt man dann immer, dass da ja ein Filmteam herumhockt. Die filmische Illusion direkt dabei zu sein finde ich packender.

Interview with Jens Pfeifer

Q: You grew up in Hagen yourself.  What are your own basketball memories from that time?

Jens Pfeifer: „Since I was nine years old basketball had been on my agenda. It was like that in Hagen. All my friends were playing basketball and my sister too. I trained three times a week and later daily with additional cardio and strength training. And on top of that I played in the basketball team at school. As part of the junior Team of „Brandt Hagen“ I became second in the German championships twice. I loved three-point throwing, defense work and secretly dreamed about becoming a professional player. But two torn ligaments somehow disrupted this dream as well as the founding of a band, the temptations of partying and my wish to move to Hamburg. My career in basketball finally came to an end at the club „AMTV Rahlstedt“ playing in the regional league.“

Q: „Phoenix Hagen had to deal with all kinds of problems after they had made it back into the first league and I am surprised they still had the nerves to let you film them.“

„They were so full of work they didn’t even have the time to kick us out. And of course we were very nice to them and helped out if they needed a hand. Being at the trainings, at the games and in the locker rooms was a gradual process. I also think the coach Ingo Freyer eventually realized that I was just as serious about my filmmaking than he was about his work. There were also quite some nice parallels about Phoenix and myself. They had to establish themselves in the first league and I had to establish myself as a filmmaker with my first feature length film.“

Q: „Phoenix Hagen lost quite a few games and just barely stayed in the first league at the end of the season. Life tells the most dramatic stories?“

„You couldn’t have written a better script than that but of course how the season ended up going was pure coincidence. It was only clear at the beginning that it would be hard for the team and that they would be playing in this improvised sporting arena. My only goal was to focus as closely as possible on the drama. Saying this we had to make sure that our observations could be turned into a film at all whose central drama was understandable to the audience. And for this you need protagonists who keep on expressing themselves even in times of crisis or who somehow communicate their inner drama with each other.“

Q: „In the film there were many tense moments in the dressing rooms and there were also some problems with certain players.  How did you handle those situations during filming and how did the players reacted to a film team being present in those difficult situations?“

„The big problems in the team didn’t arise until the second half of the season. By then we had established such a large amount of trust that the team regarded us more as being part of the common effort to stay in the first league than outside intruders. On the contrary when we weren’t present we were asked afterwards where we had been. In a way we were all sitting in the same boat.“

Q: „What was your approach to the genre of sports documentaries?’“

„I know what the atmosphere after a defeat is like from personal experience. That was something I was interested in- young men and defeat. I like it if there is something more to a film than pure action. In moments of defeat one doesn’t want to talk let alone give interviews. You can see it every week when soccer players are interviewed after having lost and basically they all give the same answers. I wanted to observe those moments of defeat as closely and directly as possible to try and give the audience a sense of how it feels like. But this meant asking no questions and demanding no interviews. Rather it meant being a silent and close observer. This kind of „direct cinema“ I find fascinating. Interviews and questions always disrupt the illusion in a documentary and make it overly clear to the audience that there had been a film team lurking around all the time. I find the illusion of feeling directly involved much more gripping.“

Phoenix
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Titel: Phoenix in der Asche
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Deutscher
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Feature Documentary
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